Freitag, 7. November 2008

Die Bedeutungs des Sports für die Religion

Ich frage mich manchmal: Warum ich mir gewisse Dinge antue? Besonders in der Zeit meiner Verletzungspause habe ich mir diese Frage gestellt und sie hat mir lange Zeit zu schaffen gemacht. Warum quäle ich mich fast jeden Tag im Wasser, auf der Laufstrecke, auf dem Rad, auf der Matte, an irgendwelchen Geräten? Ist es nicht einfacher und sehr viel entspannter den Abend zu Hause vor der Glotze zu verbringen, oder einfach sich ne leckere Pizza zu bestellen. Stattdessen Salat, Eiweiß –Shakes, Schweiß, Muskelkater,… Warum?

Die erste Antwort ist die, dass sich diese Frage nicht im laufenden Training stellt. Hier scheint der Blick von außen zu fehlen. Das Training ist quasi so im Selbstkonzept verankert, dass diese Frage nicht in den Sinn kommt. Also lässt sich eine solche Frage nur von der Position außerhalb der existenziellen Erfahrungen der sportlichen Betätigung stellen.Nüchtern betrachtet kann man sich also solche Fragen stellen; aber wann ist man schon mal nüchtern?

Die zweite Antwort hat etwas mit transpersonaler Psychologie zu tun.

Zum Einen ist da die Integration von Köper und Geist (was man auch immer darunter verstehen mag), zum anderen ist es der Wunsch die Grenzen des Egos zu sprengen und in etwas größerem Ganzen sich wiederzufinden. Dieses große Ganze kann je nach psychischer/sportlicher Konstellation/Zielsetzung ganz verschieden sein, z.B. ein Sieg bei einer Meisterschaft, das Finishen bei einem Triathlon,…Ich möchte diese vielen unterschiedlichen Dinge aber als Symbole verstanden wissen. D.h., ein Sieg bei einem Wettkampf weißt als Symbol über sich hinaus und bezieht sich quasi genau auf den transpersonalen Raum. Das Ego verschreibt sich im Laufe der Saison einem solchen Symbol. Schon der Akt der Verschreibung kann als ein sich selbst „transzendieren“ angesehen werden. Die Erreichung des Vorgenommenen und der Weg dahin, können neue Wahrnehmungen von sich selbst und der Wirklichkeit eröffnen. Wird der Sieg, oder das gesetzte Ziel nicht als Symbol verstanden, oder auch nicht als ein solches erlebt, bleibt das Ego in seiner ursprünglichen Struktur verhaftet!!! Judo, bzw. alle ostasiatischen Kampfkünste (versteht man sie als solche und nicht „nur“ als puren Sport), wollen genau diesen transpersonalen Wahrnehmungsraum öffnen. Der erste Schritt dazu ist, den Geist wieder in den Körper zu reintegrieren und später dieses Konglomerat zu übersteigen. Man kämpft also auf der Matte nicht gegen seinen Gegner, sonder eigentlich gegen sich selbst. Oder besser gesagt, das transpersonale Selbst kämpft gegen das Ego. Wenn man meint, es geht nicht mehr, oder wenn man meine keine Lust mehr hat, dann ruft einen quasi diese Stimme zurück auf den Weg (do).Noch gravierender ist dies beim Triathlon: hier ist man eine sehr lange Zeit sich selbst ausgesetzt, ein stetes Ringen, ein stetes sich selbst Übersteigen und ein Spüren, dass der Fluss des Lebens einen durchdringt. Um dahin zu kommen, bedarf es aber einer Disziplin, Ausdauer und so etwas wie Glauben, dass dieses Erleben einen zugänglich ist. Hat man einmal dieses gespürt, wird es einem nicht wieder loslassen.

Sich dem zu verschließen und folglich bequem auf der Couch zu liegen und sich gehen zu lassen (im Katholizismus ist das übrigens einer der sieben Todsünden -> Trägheit) heißt letztendlich, sich den transpersonalen Anteilen in sich selbst zu verschließen. Deswegen ist Sport nicht einfach nur Sport, sondern eine Meditation, ein Lebensweg, ein immer neues sich selbst überschreiten und ein Finden einer größeren Einheit.

Und deswegen tue ich mir das an, weil es um die größere Einheit geht. Deswegen kann Sport auch Religion sein. Ein Weg sich selbst zu überschreiten und zu erleben, dass man im großen Ganzen, im Fluss des Lebens aufgehoben ist. Auf der letzen Stufe kann man erleben, dass man selbst das große Leben ist.

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